Mittwoch, 25. Februar 2009

Von neidischen Blicken und Helau-Bonbons

Egal wer aufsteht, um bei Radio Kiepenkerl in den Raucherraum zu gehen. Meine Augen sind bei ihm und ich frage mich jedes Mal, ob ich nicht doch mitgehen sollte. Es ist noch nicht mal ein ganzer Tag ohne Zigaretten rum und auf dem Stuhl sitzen zu bleiben fällt mir schwerer, als mich zu bewegen (und eine Rauchen zu gehen).

Es überrascht mich, wie sehr meine Gedanken um den Wunsch kreisen doch eine Zigarette anzuzünden. Gerne würde ich strukturiert und klar schreiben. Nur, wo die Gedanken ständig abgelenkt sind, kann auch kein gerader Satz entstehen. Wenn ich in meinen Mülleimer am Schreibtisch schaue, zähle ich eine leere Brötchentüte und 9 Bonbon Papierchen. Der Karneval hat es möglich gemacht: Auf meinem Schreibtisch liegen dutzende Helau-Bonbons und helfen mit, mich nicht die nächste Zigarette anstecken zu lassen.

Unkontrolliertes Mit-dem-Rauchen-aufhören, das ist wie Feuer mit Feuer bekämpfen - wie ein Leid gegen das andere eintauschen:
Pro = Lass ich die Zigaretten weg, lebt meine Lunge gesünder
Contra= Ohne Zigaretten ess ich mehr, werd ich dicker und mein Herz krank

Unterm Strich ist mir natürlich klar, dass alles besser ist, als die Kippen wieder anzufassen. Einige Gedanken, die hören sich dennoch erstaunlich verlockend an. "Eben eine und dann machst du einfach weiter mit dem Aufhören" - Diese dämlichen Engelchen und Teufelchensprüche habe ich immer gehasst. Engel links, Teufel rechts - damit konnte ich mich nie identifizieren. Das war ein Bild, das für mich nicht funktioniert hat. Inzwischen verstehe ich es. Hin und hergerissen sein, sich selbst belügen, sich über seine eigenen Schwächen ärgern, an sich zu zweifeln und viel zu selten ein Moment des Stolzseins.

Wie ich mich immer wieder aufraffe, nicht doch das Feuerzeug in die Hand zu nehmen und mir eine anzustecken? Ich schnupper an meinem frisch angezogenen Pullover und rieche einen Duft, den ich seit 9 Jahren nicht mehr an mir selbst gerochen habe. Ich plane mir von dem Geld, das ich eine Woche lang nicht für Zigaretten ausgebe (Zigarettengeld spart man nicht, man gibt es eh woanders wieder aus!), eine technische Spielerei zuzulegen. Irgendetwas Unnützes - etwas, das nur für mich ist. Etwas das an- und ausgehen kann, das auf- und zugeht, vielleicht surrt es sogar, Hauptsache Technik, Hauptsache komplett überflüssig. Ein Computerladen wird mir weiterhelfen.
Das Geld muss ich nun aber erst einmal eine Woche nicht ausgeben. Tag 1 ist geschafft, Patrick

1 Kommentar:

  1. Hallo Patrick,
    als echtes "Oecherchen" habe ich mich als ersten regelmäßigen Leser platzieren können.
    Herzlichen Glückwunsch zu Deinem mutigen Entschluss! Liest sich ja heftig, die Schilderung Deiner Entzugs-Symptomatik. Wie wäre es denn ab sofort mit ein paar Treffen zum Radfahren, Laufen oder Walken ? Meine Lunge könnte auch etwas frischen Sauerstoff vertragen und der Winterspeck würde an meinem Hüftring schmelzen.
    Wir drücken Dir ganz toll beide Daumen, Du schaffst das schon ! ! !
    Viele Grüße aus Coesfeld

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